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Montag, 14. November 2022

Zwei Corona-Frauen (XLIX)

 

   11. November 2022.
Gesund sein ist nicht immer gut

"Damals bin ich leider meistens gesund gewesen", dreht Frau Meier den Zeitungsausschnitt um und fragt ihre Freundin, ob sie damals auch mit Flüssiggas geheizt hat. 

"Wie kommst du denn darauf?", nimmt Frau Schulze ihrer Freundin den Zeitungsausschnitt aus der Hand und liest, was auf der anderen Seite steht und das eigentlich Ausgeschnittene ist. "Ich habe damals bei Aldi nur eine Dose davon gekauft. Wie man aus flüssig gewordenem Gas wieder eine gasförmige Flüssigkeit macht, konnte mir aber nicht einmal mein ehemaliger Chemielehrer erklären. Er hatte es probiert und war dann umgezogen." 

Frau Meier, die vorübergehend vergessen hat, dass sie sich eigentlich über ihre Gesundheit Ende 2022 beklagen wollte, interessiert sich nun scheinbar eher für das Schicksal des ehemaligen Chemielehrers von Frau Schulze.

"Warum umgezogen?"

"Er wurde damals von einem Schnellgericht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, weil das Haus, in dem er wohnte, in die Luft geflogen war."

"Bei Netto gab es damals einige sehr leckere."

"Gefängnisse?"

"Nein. Schnellgerichte. Ich mochte besonders den Höllenhund. War der scharf."

Frau Schulze hat auch damals diesen Höllenhund nicht gemocht. Sie mag ihn immer noch nicht. Wenn sie etwas nicht mag, wechselt sie das Thema.

"Anfangs hast du gesagt, dass du 2022 leider meistens gesund gewesen bist. Warum leider?"

"Weil ich als Kranke nicht so oft isoliert worden wäre."

"Wegen dieses Kompromisses, den der Bundesgesundheitsminister mit den Ländern geschlossen hat?"

"Genau. Da es vier Bundesländer gab, die Kranke nicht mehr isolieren wollten, verpflichteten sich vier andere Bundesländer, Gesunde nicht mehr zu isolieren. Daraufhin preschten vier weitere Bundesländer vor und isolierten keine Kranken mehr, die nicht älter waren als 40, während die restlichen vier Bundesländer Gesunde isolierten, die jünger waren als 80."

"Und dazu gehörte unser Bundesland. Da ich meistens krank war, musste ich mich zur Arbeit schleppen, während du als meistens Gesunde die Beine hochlegen konntest." 

Die zwei Corona-Frauen (L)



  

Montag, 10. Oktober 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXVIII)

10. Oktober 2022

Eine Seuche ohne Plünderungen

"Irgendwo müssen sie doch sein", nimmt Frau Meier im Schlafzimmer auch noch ihre Unterwäsche aus der Schublade ihres Kleiderschrankes.

"Was suchst du denn?", fragt Frau Schulze.

Frau Meier dreht sich kurz um. Sehr kurz. Wühlt weiter.

"Die Kontoauszüge für die Mietüberweisungen aus den Jahren 2020 und so weiter."

Frau Schulze liegt zu bequem auf dem Bett von Frau Meier, um sich ebenfalls an der Suche zu beteiligen. 

"Was für Mietüberweisungen?"

"Für die Lagerhalle, die wir im Viertel damals gemietet haben. Für Toilettenpapier."

Nun erhebt sich Frau Schulze doch. Aber nur leicht.

"Ich habe damals im Fernsehen den Film ´Contagion´ von Steven Soderbergh gesehen. Es ging um einen Virus, der mich doch sehr an Corona erinnerte. Die Leute gerieten in Panik, plünderten Geschäfte, ein blogger wurde reich mit dem Verkauf eines Wundermittels, das allerdings völlig wirkungslos war."

Nun dreht sich Frau Meier länger um.

"Dieser Regisseur hat sich eben geirrt. In solchen Zeiten kaufen die Deutschen Toilettenpapier und freuen sich, wenn sie noch etwas bekommen. Wenn nicht, kommen sie am nächsten Tag wieder."

"Warum eigentlich?"

"Weil es dann auch Deutsche gibt, die behaupten, dass es das Virus gar nicht gibt. Das beruhigt. Und nicht ein blogger, die Pharmaindustrie wird reich."

"Mit wirkungslosen Mitteln?"

"Dazu sage ich jetzt nichts. Ich hab sie."

Frau Schulze legt sich wieder bequem aufs Bett.

"Da ist der Beweis. Wir haben die Lagerhalle damals für 30 Jahre gemietet und bezahlt. Steh auf. Wir schauen mal nach, wie viel Toilettenpapier in der Halle ist. Die anderen aus dem Viertel sind inzwischen ja fast alle tot."

Zwei Corona-Frauen (XLIX)


Dienstag, 27. September 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXVII)

 

23. September 2022

Viele schöne Friedhöfe

"Nun komm doch endlich mal in Schwung", werden die Knöchel an der rechten Hand von Frau Meier, die seit Minuten die Türklinke umfasst, schon weiß. "Wir wollten uns doch den neuen Friedhof anschauen."

"Du weißt doch", antwortet Frau Schulze und zählt noch einmal die Blumensträuße, die sie am Mahnmal der vergessenen Impfungen niederlegen will, "seit im September 2022 Corona wieder in Schwung gekommen ist, macht mir dieses Wort Probleme."

"Aber das war doch gar nicht so schlimm", lockert Frau Meier den Griff. "Die Krankenhäuser haben doch kaum Probleme bekommen. Und das war doch von Anfang an das Ziel der Maßnahmen gewesen."

Frau Schulze legt die Blumensträuße weiter auseinander.

"'Eins, zwei...Ja, weil die Krankheitsverläufe nach den Impfungen milder waren. Aber trotzdem."

"Genau. Die Leute starben viel früher an Corona. Nun aber los. Immerhin haben wir deshalb viele schöne Friedhöfe bekommen. Der neue soll besonders schön sein."

Die zwei Corona-Frauen (XXXXVIII)


Sonntag, 28. August 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXVI)

 

Deutschlandfunk, 28. August 2022

Irgendwann sind auch sie Gerauchte

"Begegnet sind mir die eigentlich nie", lässt sich Frau Meier von google an eine Nachricht im Deutschlandfunk aus dem August 2022 erinnern.

Frau Schulze liest mit und fragt: "Von welchen Begegnenden sprichst du denn?"

"Von den im Deutschlandfunk Gesendeten natürlich."

Frau Schulze wird eine Gedankenschnellende.

"Du meinst, dass die Sendenden zu den Erfindenden gehört haben?"

Frau Meier kann sich zwar auch kaum noch vor Lachen halten, dennoch bittet sie ihre Freundin um einen Augenblick Ernsthaftigkeit.

"Wenn du willst, werde ich natürlich die Ernsthaftende sein, aber wehe, ich bleibe kleben."

"Ich beeil mich. Erinnerst du dich noch daran, was Partizip Präsens bedeutet?"

Frau Schulze denkt angestrengt nach, muss aber passen.

"Rauchend zum Beispiel. Das ist so ein Zwischending von Verb und Adjektiv. Bedeutet: Man raucht gerade. Also in diesem Augenblick. Später hat man dann geraucht."

Frau Schulze kann keine Ernsthaftende mehr sein.

"Du meinst, dass die Rauchenden von 2022 inzwischen Gerauchte sind?"

Frau Meier googelt weiter.

"Mal sehen, ob ich noch so einen Schwachsinn finde. Rauchende müssten doch eigentlich auch Brennende sein, oder?"

Die zwei Corona-Frauen (XXXXVII)



Freitag, 3. Juni 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXIII)

3. Juni 2022


Erinnerungen an eine tolle Corona-Zeit

"Die habe ich sogar noch", eilt Frau Meier zu ihrem Küchenschrank und holt sie heraus: Die Impfdose von Tchibo.

"Man, hat der Kaffee geschmeckt. Und die Zimtsterne."

Auch Frau Schulze erinnert sich immer wieder gern an den Herbst und an den Winter 2022/2023.

"Ich fand bei Edeka die Clementinen der Güteklasse BA 17 so klasse. Man, waren die saftig."

"Stimmt", stimmt Frau Meier Frau Schulze zu. "Die Begeisterung für diese Clementinen war wirklich ansteckend. Sogar so ansteckend, dass Lidl diese Clementinen bei Edeka gekauft und in den eigenen Supermärkten zum halben Preis verkauft hat. "

"Und das Schöne war, es gab keine Ländergrenzen wie sonst bei Corona-Maßnahmen. Sogar Bayern zog mit."

"Zwar mit Apfelsinen", nickt Frau Meier, "und mit der Güteklasse BA 18, aber der Markus Söder war ja schon immer ein Angeber."

Die zwei Corona-Frauen (XXXXIV)

Sonntag, 22. Mai 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXII)

22. Mai 2022

Robert-Koch-Institut unterschätzt den Wehleidigenstatus der Männer

Frau Schulze nickt sich fast einen Krampf in den Nacken, denn auch sie kennt die Männer. Frau Meier redet sich in Rage und würde am liebsten das Robert-Koch-Institut anrufen, wenn dieses Institut nicht im Jahre 2030 wegen Nutzlosigkeit aufgelöst worden wäre. 

"Man gilt für drei Monate als genesen. Männer und Frauen. Ich wiederhole Männer und Frauen gelten für drei Monate als genesen. Und das erfahre ich erst jetzt. 28 Jahre später."

"Wo hast du den Artikel denn gefunden?", versucht Frau Schulze ihren Kopf im Zaum zu halten.

"Das ist mir jetzt peinlich. Jedenfalls muss mein Mann, Gott hab ihn selig, ihn vor mir versteckt haben, damit er weiter bei jeder Krankheit endlos leiden kann."

"Das kenne ich. Schon bei der kleinsten Erkältung fallen Männer um wie die Fliegen. Wenn wir einen Tagen krank sind, sind sie es mindestens eine Woche."

Wenn Frau Meier nicht so wütend wäre, würde sie jetzt wahrscheinlich darüber nachdenken, ob Fliegen umfallen können, aber ansonsten findet sie Gefallen an den Worten von Frau Schulze.

"Da haben wir es. Du bist der gleichen Meinung wie ich. Wenn Frauen drei Monate als genesen gelten, dann kann man bei Männern doch höchstens von einem Monat ausgehen."

"Höchstens", hält Frau Schulze ihren Kopf fest, bis er sich wieder beruhigt.  "Der Wehleidigenstatus ist ja viel höher. Aber beim Genesenenstatus und bei Männern gibt es eben viele Ungereimtheiten über die wir uns auch schon unterhalten haben."

Die zwei Corona-Frauen (XXXXIII)

"Jetzt erinnere ich mich."

Sonntag, 15. Mai 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXI)

 

14. Mai 2022
Empörter Ehemann

"Als mein Mann - Gott hab ihn selig - diese Überschrift gelesen hat, rief er sofort die Redaktion an", erinnert sich Frau Meier an ihre Ehe-Zeiten, die auch im Bett nie besonders aufregend gewesen sind.

"Warum das denn?", fragt Frau Schulze, die keinen verstorbenen Ehemann hat und noch nicht weiß, ob sie das nun bedauern soll oder nicht.

"Er wollte weiter Verkehr mit Maske haben."

"Nur während der Pandemie oder war er schon vorher maskiert, wenn ihr..."

"Maskiert nicht. Aber er verzog nie eine Miene. Da konnte ich mich anstrengen wie ich wollte."

Von diesem Augenblick an bedauerte Frau Schulze nie wieder, dass sie keinen verstorbenen Ehemann hat. 

Die zwei Corona-Frauen (XXXXII)


Dienstag, 10. Mai 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXX)

Süddeutsche Zeitung, 6. Mai 2022


Ist Frau Schulze mit ihrem Latein am Ende? Oder die Statistik?

"Was ich mich frage", sagt Frau Schulze, während sie die Kühlschranktür öffnet und schließt.

Frau Meier sieht sich in der Wohnung ihrer Freundin um und wundert sich über die vielen Lebensmittel, die eigentlich in den Kühlschrank gehören, von Frau Schulze aber überall, nur nicht dort gelagert werden.

"Was fragst du dich? Ich habe nämlich auch eine Frage."

Frau Schulze füllt den Kühlschrank wieder. Ihre Freundin hilft ihr dabei.

"Da sich in meinem Kühlschrank keine einzige Rolle Toilettenpapier befindet", scheint Frau Schulze ein Stein vom Herzen zu fallen, "frage ich mich, warum du mir vorige Woche den Artikel von der ´Süddeutschen Zeitung´ mitgebracht hast. Kein Toilettenpapier im Kühlschrank bedeutet doch, dass die Seuche eigentlich immer noch zu Ende sein müsste. Und was wolltest du mich fragen?"

"Nun nichts mehr", antwortet Frau Meier. "Denn die Seuche ist ja nicht zu Ende."




Freitag, 22. April 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXIX)

21. April 2022

Vor Lachen den Arm gebrochen

Frau Meier hält sich den Bauch vor Lachen. Frau Schulze liest die Schlagzeile. Frau Schulze hält sich den Bauch vor Lachen. 

"Immer, wenn ich schlechte Laune habe, lese ich das", sagt Frau Meier.

"Und du heiterst auch mich damit auf."

"Sogar Umfragen hat es deswegen gegeben."

Frau Schulze, die sich inzwischen ein wenig beruhigt hat, ist deswegen im Mai 2022 sogar von der Forschungsgruppe Gute Laune angerufen worden. 

"Eine nette Frau hat mich gefragt, wie ich mich derzeit fühle. Auf einer Skala von 1 für miserabel bis 10 für überglücklich sollte ich mein Befinden beurteilen. Ich entschied mich für 5. Mir ging es so la la."

Frau Meier wedelt sich mit der "Spiegel"-Schlagzeile Luft zu.

"Dann las mir diese nette Frau diese Überschrift vor."

"Und?"

"Ich bin vor Lachen vom Stuhl gefallen. Im Fallen hörte ich sie fragen: `Und wie geht es Ihnen nun? Von 1 bis 10.`"

"Und?"

"Wenn ich mir nicht den Arm gebrochen hätte, hätte ich mich für 11 entschieden. Politiker und Langzeitfolgen. Wo gibt es denn so was?"

Die zwei Corona-Frauen (XXXX)


Sonntag, 17. April 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXVIII)

T-online, 16. April 2022
Altona 93 wieder deutscher Meister

  
"Ich bin so weit", sagt Frau Meier und bewundert ihr Spiegelbild. "Der Bus kann kommen."

"Ich freue mich auch schon so sehr auf die Meisterschaftsfeier von Altona 93. Die sind nun schon zum sechsten Mal hintereinander deutscher Meister geworden", ist sich Frau Schulze ihrer Schönheit auch ohne Spiegel bewusst.

"Sie werden zwar gleich wieder in der ersten Runde gegen eine portugiesische Mannschaft aus der Champions League ausscheiden, aber was soll´s. Gemachte Fehler hat man eben gemacht."

"Viel anders ist es 2022 aber auch nicht gewesen. Da schieden deutsche Mannschaften zwar nicht gegen portugiesische Mannschaften aus, aber weit kamen sie in der Champions League auch nicht. Nicht einmal vor der Killer-Variante, vor der Karl Lauterbach am 16. April 2022 gewarnt hat."

Frau Meier kann sich immer noch nicht von ihrem Spiegelbild trennen. Dennoch nimmt sie weiterhin geistesgegenwärtig an dem Gespräch mit ihrer Freundin teil. 

"An diesem Tag kündigte unser Bundesgesundheitsminister außerdem für September eine Impfstoff-Variante gegen Omikron an."

"Das hatte allerdings der Premierminister von Portugal schon im Dezember 2021 getan. Er rechnete damals für Mitte April mit diesem Impfstoff und bestellte ihn bereits Ende 2021 vorsorglich."

"Mitte April hatte dann der Mittelstürmer von Altona 93 Geburtstag. Dominik Akyol feierte seinen Geburtstag in Portugal und erfuhr dort von diesem Impfstoff, den er sofort für seine Mannschaft besorgte. Alle wurden geimpft. Jedes Jahr erkrankten immer mehr Mannschaften an der Killer-Variante, während Altona 93 stets gesund blieb. Die Konkurrenz schrumpfte bis auf  wenige Mannschaften. In der Bundesliga war das irgendwann nur noch die eigene zweite Mannschaft, in Europa kamen fast alle aus Portugal."

"Ich glaub, der Bus ist da. Nimm doch den Spiegel mit."

Die zwei Corona-Frauen (XXXIX) 



Sonntag, 10. April 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXVII)

9. April 2022


Die gute Inzidenz

"Eigentlich war das auch eine sehr tolle Zeit", sagt Frau Meier und schaut ihre Freundin herausfordernd an.

Doch Frau Schulze lässt sich nicht herausfordern.

"Das stimmt. Wir haben fast täglich etwas dazu gelernt."

Frau Meier, die an manchen Tagen auf Streit aus ist, verschärft den Ton.

"Das würde mich bei dir wundern. Sehr sogar."

Frau Schulze ist nie auf Streit aus.

"Ich werde es dir beweisen. In deinem Archiv findest du einen Artikel der ´Frankfurter Allgemeinen Zeitung´ vom 9. April 2022. Zu der Zeit sank die Inzidenz wieder. Bis dahin hatten wir gelernt, dass 30 eine Inzidenz ist, die als Warnsignal dient. Bei 50 wurden die Maßnahmen verschärft."

Frau Meier überlegt, ob sie weiter auf Streit aus sein soll. Die Neugier siegt.

"Moment. Das hab ich gleich. Einen Moment noch. Wo? Ach hier."

"Nicht lesen. Gib mir bitte den Artikel."

Frau Schulze genießt den Augenblick. Einen Moment lang fühlt sie sich wie Günther Jauch bei "Wer wird Millionär?" bei der alles entscheidenden Frage.

"Die Frage lautet: Welche Inzidenz hat im April 2022 als gut gegolten? Du hast drei Antwortmöglichkeiten."

"Das klingt fair."

"Die Antwortmöglichkeiten lauten 0, 500 oder 1140?"

"0."

"Falsch. 1140."

Frau Meier ist wieder auf Streit aus.

"Zeig mir sofort den Artikel."

Die zwei Corona-Frauen (XXXVIII)



Donnerstag, 31. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXVI)

29. März 2022

 Zeitungen haben noch einmal Glück

"Das hätte kaum eine Zeitung überlebt", schaut Frau Meier in den grauen Himmel und kündigt für die nächste halbe Stunde Regen an. 

"Was hätte keine Zeitung überlebt?", fragt Frau Schulze. "Ich glaube, es regnet schon früher."

"Wenn dieser Abwärtstrend nicht gestoppt wäre. Zwar gab es damals noch einen Krieg zur Auflagensteigerung. Aber der allein hätte die Zeitungen wohl kaum retten können."

Frau Schulze streckt ihren Arm aus und schaut sich ihre Hand ganz genau an. 

"Ich habe mich doch nicht getäuscht. Der erste Regentropfen."

"Vielleicht ist der Regen eine Metapher?"

Frau Schulze versteht ihre Freundin nicht. Das kommt häufiger vor.

"Ich versuche, es mal ganz einfach zu erklären. Je früher es regnet, desto früher werden wir nass. Je früher die Corona-Pandemie zu Ende gewesen wäre, desto früher hätten die Zeitungen ein Thema verloren, das ihnen zusätzliche Leserinnen und Leser brachte."

"Und was ist mit diesem Krieg im Jahre 2022? Wofür ist der eine Metapher?"

"Je länger der gedauert hätte, desto früher hätten die Zeitungen auf Corona verzichten können."

Die zwei Corona-Frauen (XXXVII)



Freitag, 25. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXV)

"Bild", 22. März 2022

Ein Gespräch über Kopfschmerzen

Frau Meier kramt eine uralte "Bild"-Zeitung" hervor und streicht sie glatt. Sie seufzt. Denn auf Seite 1 der Ausgabe vom 22. März 2022 wird gemeldet, dass Boris Becker wegen Steuerhinterziehung in London vor Gericht steht. 

"Das Leben ist eben kein Tennis", wird sie von Frau Schulze getröstet. "Aber du wolltest mir doch sicher etwas anderes erzählen."

"Stimmt", richtet sich der Blick von Frau Meier auf der Titelseite nach unten. "Corona-Impfung schützt vor Long Covid habe ich bis heute nicht verstanden. Wissenschaftler aus Israel wollen das damals herausgefunden haben."

"Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben damals viel heraus gefunden."

"Stimmt auch wieder", richtet Frau Meier den Blick nun auf Frau Schulze. "Aber schon damals wusste man doch, dass die Impfungen nicht sehr lange vor Corona schützen. Aber vor Long Covid, also vor Kopfschmerzen und Müdigkeit beispielsweise, schützten die Impfungen sehr lange?"

"Ich verstehe das Problem nicht", hält Frau Schulze dem Blick von Frau Meier stand.

"Wenn Impfungen vor Kopfschmerzen und Müdigkeit schützen, wenn man gegen Corona geimpft wird, würden dann Impfungen gegen Kopfschmerzen und Müdigkeit auch vor Corona schützen?"

"Man kann sich doch gar nicht gegen Kopfschmerzen und Müdigkeit impfen lassen."

Frau Meier faltet die "Bild"-Zeitung zu einem Papierflugzeug, das im Papierkorb landet. 

"Doch. Kann man wohl. Man muss sich gegen Corona impfen lassen."

Die zwei Corona-Frauen (XXXVI)

Samstag, 19. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXIV)




Wenn ein Politiker nicht ganz so hübsch ist

 "Und wenn du selbst nicht ganz so hübsch bist", setzt Frau Meier ihre freche Miene auf, die von Frau Schulze erst einmal falsch verstanden wird. 

"Ein Wort noch", springt Frau Schulze auf und greift nach ihrer Handtasche mit den wichtigsten Corona-Utensilien zur Verhinderung einschränkender Maßnahmen wegen ungebührlichen Verhaltens.

"Ich meine doch nicht dich", sagt Frau Meier. "Ich meine den Karl Lauterbach."

Frau Schulze nimmt wieder Platz.

"Ach so. Ganz hübsch ist der wirklich nie gewesen. Aber worauf willst du hinaus?"

"Auf das Infektionsschutzgesetz, das im, ich glaube, es war der Monat März, also 2022 vom Bundestag verabschiedet worden ist."

Frau Schulze erinnert sich.

"Da fiel die Maskenpflicht, weil der Christian Lindner von der FDP das so wollte."

"Und was war der Lindner?"

"Etwas hübscher als der Karl Lauterbach?"

"Genau. Deswegen wollte er auch in der Öffentlichkeit endlich wieder sein Gesicht zeigen."

Frau Schulze denkt nach. Das dauert etwas. Frau Meier liest derweil weitere Zeitungsausschnitte, die inzwischen über 28 Jahre alt sind. 

"Eigentlich habe ich den Lindner nie hübscher gefunden als den Lauterbach. Am hübschesten fand ich immer den Robert Habeck", sagt Frau Schulze schließlich.

Die zwei Corona-Frauen (XXXV) 

Montag, 14. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXIII)

Lauterbach am 13. März 2022 bei Twitter
Schutzlos mit ffp2-Maske?


Geimpfte Gefährder

"Da habe ich mich gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ich nie zugehört hätte. Dann wäre mir wahrscheinlich viel erspart geblieben", sagt Frau Schulze. 

Frau Meier blickt von ihrer Häkelarbeit auf und ermahnt ihre Freundin zu einer klaren Ausdrucksweise.

"Du redest ja schon fast wie der Lauterbach vor vielen Jahren."

"Um den geht es ja. Vielleicht drücke ich es einmal anders aus. Erst hat er alle beschimpft, die nicht gegen Covid-19 geimpft waren, dann beschimpfte er alle, die nicht gegen Omikron geimpft waren."

Frau Meier fällt die Häkelnadel herunter. Sie bückt sich nach ihr. Das dauert. Frau Schulze nutzt die Zeit für eine kurze Erläuterung. 

"Ich denke jetzt mal wie Karl Lauterbach."

"Um Himmels willen", antwortet Frau Meier und spürt etwas an ihren Fingerspitzen, das sich anfühlt wie eine Häkelnadel. 

"Nun drückst du dich unklar aus."

"Aber nicht lange. Erst hat dieser Lauterbach die Nichtgeimpften zu verantwortungslosen Zeitgenossen erklärt, dann die Geimpften. Die sollen ab März 2022 unvorsichtig geworden sein und haben so Nichtgeimpfte angesteckt."

Frau Schulze fühlt sich bestätigt und findet deshalb klarere Wort denn je zuvor.

"Der hatte sie doch nicht mehr alle. Erstens war im März 2022 noch niemand gegen Omikron geimpft. Zweitens waren alle gegen Covid-19 Geimpften erst nicht ansteckend, dann etwas ansteckend und schließlich so ansteckend wie alle anderen. Sie wurden angeblich nur nicht so krank. Drittens war Omikron angeblich harmloser als Covid-19, dann doch nicht. Ich wiederhole hier nur, was der Lauterbach im Laufe der Zeit so alles behauptet hat. Und wann änderte er jeweils seine Meinung? Wenn man dachte, er hätte nun eine."

Frau Meier spürt nichts mehr an ihren Fingerspitzen.

"Da", sagt Frau Schulze. "Da liegt die Häkelnadel. Sei das nächste Mal weniger unvorsichtig."

"Ich kann mich ja gegen die Häkelnadelfallsucht impfen lassen", antwortet Frau Meier. 

"Tolle Idee. Dann könnte ich dir vorwerfen, dass du wegen der Impfung die Nadeln nur noch fallen lässt, um mich zu gefährden."

Die zwei Corona-Frauen (XXXIV)

Dienstag, 8. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXII)

8. März 2022


Die verhängnisvolle Kontaktbeschränkung

"Das war auch so ein Ei", sagt Frau Meier und lässt sich ein solches schmecken. 

"Genau nach meinen Vorgaben gekocht", lobt sie Frau Schulze, die ihr am Frühstückstisch gegenübersitzt. 

"Ich weiß doch, wie sauer du werden kannst, wenn man sich nicht an deine Anweisungen hält", antwortet Frau Schulze. "Was meinst du denn mit auch so ein Ei?"

"Eine Anweisung, die ich vom Gesundheitsamt bekommen habe, als ich noch Vorsitzende eines Vereins war, der genau 40 Mitglieder hatte."

Frau Schulze mag keine Eier und isst deshalb gleich ein Brötchen mit Leberwurst. Sie schluckt den leckeren Bissen hinunter, bevor sie die nächste Frage stellt.

"Was für ein Verein und was für eine Anweisung?"

Frau Meier löffelt die Eierschale sauber. 

"Was für ein Verein ist unwichtig. Wichtig ist die Anweisung und die Folgen. Damals hatte sich unser Bundesgesundheitsminister wieder einmal neue Kontaktbeschränkungen einfallen lassen. Deshalb bat ich das Gesundheitsamt der Klarheit wegen um eine längerfristige Genehmigung für unsere Mitgliederversammlungen."

"Klingt doch vernünftig."

Frau Meier greift in den Brötchenkorb.

"War es auch. Doch mir unterlief ein verheerender Fehler. Ich schlug vor, dass immer die Hälfte der Mitglieder anwesend sein darf, während die andere Hälfte vor dem Vereinsheim eine raucht. Alle halbe Stunde sollte gewechselt werden."

"Stark. Tolle Idee. Und das wurde genehmigt?"

"Leider. Nur der Kiosk an der Ecke freute sich, weil der Zigarettenumsatz stieg. Denn in unserem Verein gab es bis dahin gar keine Raucherinnen und Raucher."

Frau Schulze legt ihre Hand auf den Mund und reagiert mit einem "Au weia. Die Anweisung galt doch nur für Raucherinnen und Raucher."

"So habe ich das auch verstanden. Das Gesundheitsamt gefragt habe ich lieber nicht. Dem Verein und mir zuliebe gewöhnten sich alle das Rauchen an. Corona gab es in unserem Verein auch nicht.  Aber Tote waren trotzdem zu beklagen."

"Ich ahne, warum."

"Drei Mitglieder starben an Lungenkrebs."

Die zwei Corona-Frauen (XXXIII)




Freitag, 25. Februar 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXI)

Scrabbel mit G ist nichts für Frau Schulze

Frau Schulze betrachtet ihre Buchstabensteine und runzelt die Stirn.

"A, S, T, F, O sind ja ganz in Ordnung. Daraus könnte ich Fast machen oder, wenn du anfängst und Rabe legst, wäre mir Frost möglich. Aber das G stört mich."

"Wegen der Corona-Regeln?"

"Nicht nur. Mit G habe ich noch ganz andere Reinfälle erlebt."

Frau Meier schiebt ihre Buchstabensteine hin und her, doch das Wort "Rabe" kann sie gar nicht bilden.

"Rabe kann ich gar nicht. Höchstens Amsel."

"Auch nicht schlecht. Dann lege ich Mast."

"Gast dagegen würde dir nicht gefallen?"

"Wenn ich es recht bedenke...Dann wäre ich das G los."

"Bevor wir anfangen. Sag endlich. Was ist mit dem G?"

"Ein Geimpfter, Genesener und Getesteter hat kürzlich mal bei mir den G-Punkt gesucht. Das ist ihm nicht gelungen, also haben wir eine geraucht und haben dann geschlafen. Am nächsten Morgen hat er mich nicht einmal geweckt, obwohl ich ihn darum gebeten hatte. Er ist einfach so gegangen."

Die zwei Corona-Frauen (XXXII)


Sonntag, 20. Februar 2022

2 Corona-Frauen (XXX)

Riesen-Stadion für Freiburg

"Sekündchen", sagt Frau Meier und blättert in ihrem Ordner "Maßnahmen der Bundesregierung, an die sich die meisten Bundesländer nie gehalten haben". "Ich hab´s gleich. Du wolltest doch wissen, wann der SC Freiburg von der Bundesregierung Geld für den Bau eines größeren Stadions gefordert hat. Richtig?"

"Richtig", antwortet Frau Schulze. "Am 4. März 2022 war ja sogar noch die Champions League in Reichweite der Streich-Jungs. Die Mannschaft musste nach Leipzig. Und die Karten für das nächste Heimspiel gingen weg wie die warmen Semmeln. Erlaubt war eine Auslastung des Europa-Parks von 75 Prozent. Das waren schon einmal knapp 27 000 Karten. Und dann kamen noch die maximal 25 000 Zuschauer dazu."

"Ich kann mich da nur wiederholen. Das Und war nicht als Plus gemeint. Also nicht maximal 75 Prozent Auslastung plus maximal 25 000 Zuschauer, sondern und. Und. Verstehst du?"

"Nö. Ich fand die Forderung des SC Freiburg nach einem größeren Stadion damals durchaus berechtigt. Die Forderung nach einem Stadion mit 52 000 Zuschauern ging mir allerdings nicht weit genug, denn an Zuschauerinnen hatte die Bundesregieung in ihrem Maßnahmenkatalog noch gar nicht gedacht."

Die zwei Corona-Frauen (XXXI) 


 

Donnerstag, 17. Februar 2022

2 Corona-Frauen (XXIX)

Wer gesund ist, bestimmt der Karl.
16. Februar 2022

Nicht einmal eine unglückliche Liebe

 "Das ist ja so gesund", jauchzt Frau Meier und nimmt die Füße von den Pedalen. "Und dieser Fahrtwind macht mich so lebendig."

Frau Schulze, die ihrer Freundin auf dem Rad kaum noch folgen kann, nimmt die Füße nicht von den Pedalen.

"Dem Robert-Koch-Institut hilft seit Februar 2022 aber nicht einmal mehr Radeln bei der Gesundung."

In den Bäumen singt die Lerche und nicht die Nachtigall, die Verkünderin des Tages also und nicht der Nacht. 

"Aus dem Lothar und dem Karl ist eben nie so etwas wie Romeo und Julia geworden."

"Stimmt", sagt Frau Schulze und genießt den Fahrtwind auch mit den Füßen auf den Pedalen. "Nicht einmal zu einer unglücklichen Liebe hat es bei den beiden gereicht. Karl hat einfach gesagt, der Lothar Wieler und sein Team werden nie wieder gesund. Weg war die Kompetenz für den Genesenenstatus. Und Karl wurde nie wieder krank."

Die zwei Corona-Frauen (XXX)

Donnerstag, 10. Februar 2022

2 Corona-Frauen (XXVIII)

Karl Lauterbach und die Ampel von Frau Schulze

 "Reicht es nicht, dass du mir schon gestern dermaßen auf die Nerven gegangen bist mit deiner angeblich immer noch existierenden Verpflichtung, bei Rot an einer Ampel stehen zu bleiben? Hast du immer noch nicht begriffen, dass es kaum noch Autos gibt, die uns überfahren könnten und dass der letzte Polizist vor einem Jahr in Pension gegangen ist?", schimpft Frau Meier. 

"Neiiiienn", ruft Frau Schulze ihrer Freundin zu, die bereits die andere Straßenseite erreicht hat. "Ich gefalle mir derzeit in der Rolle von Karl Lauterbach im Februar 2022."

Die Ampel springt auf Grün, Frau Schulze springt von Streifen zu Streifen.

"Der hat den Februar 2022 an einer Ampel verbracht?" 

"Neiiiieenn. In einer Ampel. Aber nicht nur der Ampel ging er mit der Impfpflicht auf die Nerven. Und dann meinte er sogar noch, dass es nicht reiche, den anderen auf die Nerven zu gehen. Obwohl alle bereits Geimpften  nach einer dreifachen Impfung nur noch drei Monate gesund waren, wollte er nun unbedingt, dass auch alle noch nicht Geimpften nach drei Monaten krank werden."

Frau Meier sieht die Ampel nun mit ganz anderen Augen, merkt aber trotzdem an: "Ich weiß nicht, ob du das damals so richtig verstanden hast."

Die zwei Corona-Frauen (XXIX)