Dienstag, 20. Dezember 2022

Zwei Corona-Frauen (L)

 

Er kennt sich auch
mit Fliegen aus.

Als Karl Lauterbach die Maskenpflicht für immer wollte

"Das ist aber ein lauter Bach", sagt Frau Schulze und zieht ihren Mantel über die Knie. "Und kalt es auch noch."

Frau Meier, die einen Stock ins Wasser wirft, friert dagegen nicht, weil sie nicht am Ufer kauert, sondern sich bewegt. Weihnachten 2050 soll es sogar wieder einmal schneien. Altkanzler Olaf Scholz, der in einem Altersheim in Hamburg Aktien sammelt, die so grün wie möglich sein sollen, führt das auf seine Klimapolitik zurück, die er während seiner Amtszeit als Bundeskanzler konsequent verfolgt hat. Sein Motto "Wenn irgendwo das Licht ausfällt, wird sofort das benachbarte Atomkraftwerk wieder hochgefahren" sei goldrichtig gewesen. Über die Corona-Politik von Karl Lauterbach kann das niemand sagen. Auch Frau Meier nicht.

"Diesen Bach", sagt sie und hilft ihrer Freundin auf die Beine, "hat unser damaliger Bundesgesundheitsminister in seinem Weihnachtsurlaub 2022 gebuddelt. Aus lauter Wut über die Abschaffung der Maskenpflicht, die um diese Zeit von den ersten vier Bundesländern abgelehnt worden ist."

"Der hat sich damals aber auch ganz schön verfranst. Nun sollte die Maske auch noch vor der Grippe schützen", nimmt sich Frau Schulze selbst in die Arme. "Und für den Frühling hatte er sich auch schon was ausgedacht."

"Lass mich", hüpft Frau Meier von einem Bein auf das andere, nicht weil sie friert, sondern aus Heiterkeit. "Lass mich das sagen."

"Dann wiederhole seinen Satz, den er am 17. Dezember 2022 gesagt hat."

"Im Frühling soll es viel mehr Fliegen geben als sonst, die uns beim Spaziergehen oder Radfahren in den Mund fliegen könnten."

"Das waren zwei Sätze. Macht aber nichts."

Zwei Corona-Frauen (LI)


 

Montag, 14. November 2022

Zwei Corona-Frauen (XLIX)

 

   11. November 2022.
Gesund sein ist nicht immer gut

"Damals bin ich leider meistens gesund gewesen", dreht Frau Meier den Zeitungsausschnitt um und fragt ihre Freundin, ob sie damals auch mit Flüssiggas geheizt hat. 

"Wie kommst du denn darauf?", nimmt Frau Schulze ihrer Freundin den Zeitungsausschnitt aus der Hand und liest, was auf der anderen Seite steht und das eigentlich Ausgeschnittene ist. "Ich habe damals bei Aldi nur eine Dose davon gekauft. Wie man aus flüssig gewordenem Gas wieder eine gasförmige Flüssigkeit macht, konnte mir aber nicht einmal mein ehemaliger Chemielehrer erklären. Er hatte es probiert und war dann umgezogen." 

Frau Meier, die vorübergehend vergessen hat, dass sie sich eigentlich über ihre Gesundheit Ende 2022 beklagen wollte, interessiert sich nun scheinbar eher für das Schicksal des ehemaligen Chemielehrers von Frau Schulze.

"Warum umgezogen?"

"Er wurde damals von einem Schnellgericht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, weil das Haus, in dem er wohnte, in die Luft geflogen war."

"Bei Netto gab es damals einige sehr leckere."

"Gefängnisse?"

"Nein. Schnellgerichte. Ich mochte besonders den Höllenhund. War der scharf."

Frau Schulze hat auch damals diesen Höllenhund nicht gemocht. Sie mag ihn immer noch nicht. Wenn sie etwas nicht mag, wechselt sie das Thema.

"Anfangs hast du gesagt, dass du 2022 leider meistens gesund gewesen bist. Warum leider?"

"Weil ich als Kranke nicht so oft isoliert worden wäre."

"Wegen dieses Kompromisses, den der Bundesgesundheitsminister mit den Ländern geschlossen hat?"

"Genau. Da es vier Bundesländer gab, die Kranke nicht mehr isolieren wollten, verpflichteten sich vier andere Bundesländer, Gesunde nicht mehr zu isolieren. Daraufhin preschten vier weitere Bundesländer vor und isolierten keine Kranken mehr, die nicht älter waren als 40, während die restlichen vier Bundesländer Gesunde isolierten, die jünger waren als 80."

"Und dazu gehörte unser Bundesland. Da ich meistens krank war, musste ich mich zur Arbeit schleppen, während du als meistens Gesunde die Beine hochlegen konntest." 

Die zwei Corona-Frauen (L)



  

Montag, 10. Oktober 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXVIII)

10. Oktober 2022

Eine Seuche ohne Plünderungen

"Irgendwo müssen sie doch sein", nimmt Frau Meier im Schlafzimmer auch noch ihre Unterwäsche aus der Schublade ihres Kleiderschrankes.

"Was suchst du denn?", fragt Frau Schulze.

Frau Meier dreht sich kurz um. Sehr kurz. Wühlt weiter.

"Die Kontoauszüge für die Mietüberweisungen aus den Jahren 2020 und so weiter."

Frau Schulze liegt zu bequem auf dem Bett von Frau Meier, um sich ebenfalls an der Suche zu beteiligen. 

"Was für Mietüberweisungen?"

"Für die Lagerhalle, die wir im Viertel damals gemietet haben. Für Toilettenpapier."

Nun erhebt sich Frau Schulze doch. Aber nur leicht.

"Ich habe damals im Fernsehen den Film ´Contagion´ von Steven Soderbergh gesehen. Es ging um einen Virus, der mich doch sehr an Corona erinnerte. Die Leute gerieten in Panik, plünderten Geschäfte, ein blogger wurde reich mit dem Verkauf eines Wundermittels, das allerdings völlig wirkungslos war."

Nun dreht sich Frau Meier länger um.

"Dieser Regisseur hat sich eben geirrt. In solchen Zeiten kaufen die Deutschen Toilettenpapier und freuen sich, wenn sie noch etwas bekommen. Wenn nicht, kommen sie am nächsten Tag wieder."

"Warum eigentlich?"

"Weil es dann auch Deutsche gibt, die behaupten, dass es das Virus gar nicht gibt. Das beruhigt. Und nicht ein blogger, die Pharmaindustrie wird reich."

"Mit wirkungslosen Mitteln?"

"Dazu sage ich jetzt nichts. Ich hab sie."

Frau Schulze legt sich wieder bequem aufs Bett.

"Da ist der Beweis. Wir haben die Lagerhalle damals für 30 Jahre gemietet und bezahlt. Steh auf. Wir schauen mal nach, wie viel Toilettenpapier in der Halle ist. Die anderen aus dem Viertel sind inzwischen ja fast alle tot."

Zwei Corona-Frauen (XLIX)


Dienstag, 27. September 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXVII)

 

23. September 2022

Viele schöne Friedhöfe

"Nun komm doch endlich mal in Schwung", werden die Knöchel an der rechten Hand von Frau Meier, die seit Minuten die Türklinke umfasst, schon weiß. "Wir wollten uns doch den neuen Friedhof anschauen."

"Du weißt doch", antwortet Frau Schulze und zählt noch einmal die Blumensträuße, die sie am Mahnmal der vergessenen Impfungen niederlegen will, "seit im September 2022 Corona wieder in Schwung gekommen ist, macht mir dieses Wort Probleme."

"Aber das war doch gar nicht so schlimm", lockert Frau Meier den Griff. "Die Krankenhäuser haben doch kaum Probleme bekommen. Und das war doch von Anfang an das Ziel der Maßnahmen gewesen."

Frau Schulze legt die Blumensträuße weiter auseinander.

"'Eins, zwei...Ja, weil die Krankheitsverläufe nach den Impfungen milder waren. Aber trotzdem."

"Genau. Die Leute starben viel früher an Corona. Nun aber los. Immerhin haben wir deshalb viele schöne Friedhöfe bekommen. Der neue soll besonders schön sein."

Die zwei Corona-Frauen (XXXXVIII)


Sonntag, 28. August 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXVI)

 

Deutschlandfunk, 28. August 2022

Irgendwann sind auch sie Gerauchte

"Begegnet sind mir die eigentlich nie", lässt sich Frau Meier von google an eine Nachricht im Deutschlandfunk aus dem August 2022 erinnern.

Frau Schulze liest mit und fragt: "Von welchen Begegnenden sprichst du denn?"

"Von den im Deutschlandfunk Gesendeten natürlich."

Frau Schulze wird eine Gedankenschnellende.

"Du meinst, dass die Sendenden zu den Erfindenden gehört haben?"

Frau Meier kann sich zwar auch kaum noch vor Lachen halten, dennoch bittet sie ihre Freundin um einen Augenblick Ernsthaftigkeit.

"Wenn du willst, werde ich natürlich die Ernsthaftende sein, aber wehe, ich bleibe kleben."

"Ich beeil mich. Erinnerst du dich noch daran, was Partizip Präsens bedeutet?"

Frau Schulze denkt angestrengt nach, muss aber passen.

"Rauchend zum Beispiel. Das ist so ein Zwischending von Verb und Adjektiv. Bedeutet: Man raucht gerade. Also in diesem Augenblick. Später hat man dann geraucht."

Frau Schulze kann keine Ernsthaftende mehr sein.

"Du meinst, dass die Rauchenden von 2022 inzwischen Gerauchte sind?"

Frau Meier googelt weiter.

"Mal sehen, ob ich noch so einen Schwachsinn finde. Rauchende müssten doch eigentlich auch Brennende sein, oder?"

Die zwei Corona-Frauen (XXXXVII)



Freitag, 12. August 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXV)

12. August 2022


Als es fast keine Wissenschaftler mehr gab

Wissenschaft kann manchmal verwirrend sein. Daran erinnern sich Frau Meier und Frau Schulze auch noch im Jahre 2050, obwohl es kaum noch Wissenschaftler gibt. Die sind inzwischen fast alle an falschen Impfstoffen gestorben. 

"Schuld war doch eigentlich dieser hochgejubelte Virologe Christian Drosten von der Düsseldorfer Scharitee", kratzt sich Frau Schulze mit der Stricknadel am Hals. 

"Berliner, nicht Düsseldorfer", entgegnet Frau Meier und löffelt weiter ihren Puddingteller aus. "Aber wie meinst du das?"

Frau Schulze erklärt Frau Meier, wie sie das meint: Im Frühjahr 2020 habe Christian Drosten gesagt, dass er keine Ahnung von Bakterien habe. Das habe Karl Lauterbach schon missverstanden, als er noch nicht Bundesgesundheitsminister gewesen sei. Dass Christian Drosten eigentlich habe sagen wollen, dass er viel Ahnung von Viren besitze, sei von Karl Lauterbach nicht einmal vermutet worden.

"Zu Recht", begnügt sich Frau Meier mit einer Zwischenbemerkung. 

"Ob nun zu Recht oder nicht", vollendet Frau Schulze ihren Gedankengang, der zu der Erkenntnis führt, dass jemand, der gleich am Anfang etwas missverstanden habe, im Laufe der Zeit immer verwirrter werden müsse. Daran sei, wie bereits erwähnt, Christian Drosten schuld.

Zwei Corona-Frauen (XXXXVI) 

Samstag, 16. Juli 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXIV)

"Frankfurter Rundschau"
16. Juli 2022

Außen Käse innen Kuchen

"Im Sommer 2022 haben die Virologen doch begonnen, neue Viren durchzunummerieren. Das geschah wegen Omikron und fing mit BA 2.75 an."

Beginnt Frau Meier gelegentlich Gespräche mit Frau Schulze sozusagen mitten im Gedanken. 

"Mag sein", antwortet Frau Schulze in solchen Fällen. 

"Deswegen habe ich mir überlegt, dass ich jetzt auch meine Käsekuchen durchnummeriere. Sie sollen schließlich wie Corona ein Begriff werden."

"Dazu brauchst du aber einen Begriff. K für Käsekuchen. Moment mal. Früher hat es doch mal ein Fleckenentfernungsmittel gegeben, dass k2r hieß. K wie Käsekuchen, 2 wie..." 

Frau Meier holt alle Kuchenformen aus den Schränken.

"Unsere neue Nachbarin hat mich auf eine andere Idee gebracht. Der Käsekuchen gehe gar nicht, meint sie. Der Begriff müsse geschlechtsneutal sein. So bin ich auf Käse*InnenKuchen gekommen. Wie klingt das?"

"Kommt darauf an, wie der Käse*InnenKuchen von außen aussieht. Schlechtes Aussehen wäre Käse."

Frau Meier zeigt Frau Schulze eine Kuchenform nach der anderen, denn die Form bestimmt das Aussehen. 

Die zwei Corona-Frauen (XXXXV)


Freitag, 3. Juni 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXIII)

3. Juni 2022


Erinnerungen an eine tolle Corona-Zeit

"Die habe ich sogar noch", eilt Frau Meier zu ihrem Küchenschrank und holt sie heraus: Die Impfdose von Tchibo.

"Man, hat der Kaffee geschmeckt. Und die Zimtsterne."

Auch Frau Schulze erinnert sich immer wieder gern an den Herbst und an den Winter 2022/2023.

"Ich fand bei Edeka die Clementinen der Güteklasse BA 17 so klasse. Man, waren die saftig."

"Stimmt", stimmt Frau Meier Frau Schulze zu. "Die Begeisterung für diese Clementinen war wirklich ansteckend. Sogar so ansteckend, dass Lidl diese Clementinen bei Edeka gekauft und in den eigenen Supermärkten zum halben Preis verkauft hat. "

"Und das Schöne war, es gab keine Ländergrenzen wie sonst bei Corona-Maßnahmen. Sogar Bayern zog mit."

"Zwar mit Apfelsinen", nickt Frau Meier, "und mit der Güteklasse BA 18, aber der Markus Söder war ja schon immer ein Angeber."

Die zwei Corona-Frauen (XXXXIV)

Sonntag, 22. Mai 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXII)

22. Mai 2022

Robert-Koch-Institut unterschätzt den Wehleidigenstatus der Männer

Frau Schulze nickt sich fast einen Krampf in den Nacken, denn auch sie kennt die Männer. Frau Meier redet sich in Rage und würde am liebsten das Robert-Koch-Institut anrufen, wenn dieses Institut nicht im Jahre 2030 wegen Nutzlosigkeit aufgelöst worden wäre. 

"Man gilt für drei Monate als genesen. Männer und Frauen. Ich wiederhole Männer und Frauen gelten für drei Monate als genesen. Und das erfahre ich erst jetzt. 28 Jahre später."

"Wo hast du den Artikel denn gefunden?", versucht Frau Schulze ihren Kopf im Zaum zu halten.

"Das ist mir jetzt peinlich. Jedenfalls muss mein Mann, Gott hab ihn selig, ihn vor mir versteckt haben, damit er weiter bei jeder Krankheit endlos leiden kann."

"Das kenne ich. Schon bei der kleinsten Erkältung fallen Männer um wie die Fliegen. Wenn wir einen Tagen krank sind, sind sie es mindestens eine Woche."

Wenn Frau Meier nicht so wütend wäre, würde sie jetzt wahrscheinlich darüber nachdenken, ob Fliegen umfallen können, aber ansonsten findet sie Gefallen an den Worten von Frau Schulze.

"Da haben wir es. Du bist der gleichen Meinung wie ich. Wenn Frauen drei Monate als genesen gelten, dann kann man bei Männern doch höchstens von einem Monat ausgehen."

"Höchstens", hält Frau Schulze ihren Kopf fest, bis er sich wieder beruhigt.  "Der Wehleidigenstatus ist ja viel höher. Aber beim Genesenenstatus und bei Männern gibt es eben viele Ungereimtheiten über die wir uns auch schon unterhalten haben."

Die zwei Corona-Frauen (XXXXIII)

"Jetzt erinnere ich mich."

Sonntag, 15. Mai 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXXI)

 

14. Mai 2022
Empörter Ehemann

"Als mein Mann - Gott hab ihn selig - diese Überschrift gelesen hat, rief er sofort die Redaktion an", erinnert sich Frau Meier an ihre Ehe-Zeiten, die auch im Bett nie besonders aufregend gewesen sind.

"Warum das denn?", fragt Frau Schulze, die keinen verstorbenen Ehemann hat und noch nicht weiß, ob sie das nun bedauern soll oder nicht.

"Er wollte weiter Verkehr mit Maske haben."

"Nur während der Pandemie oder war er schon vorher maskiert, wenn ihr..."

"Maskiert nicht. Aber er verzog nie eine Miene. Da konnte ich mich anstrengen wie ich wollte."

Von diesem Augenblick an bedauerte Frau Schulze nie wieder, dass sie keinen verstorbenen Ehemann hat. 

Die zwei Corona-Frauen (XXXXII)


Dienstag, 10. Mai 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXX)

Süddeutsche Zeitung, 6. Mai 2022


Ist Frau Schulze mit ihrem Latein am Ende? Oder die Statistik?

"Was ich mich frage", sagt Frau Schulze, während sie die Kühlschranktür öffnet und schließt.

Frau Meier sieht sich in der Wohnung ihrer Freundin um und wundert sich über die vielen Lebensmittel, die eigentlich in den Kühlschrank gehören, von Frau Schulze aber überall, nur nicht dort gelagert werden.

"Was fragst du dich? Ich habe nämlich auch eine Frage."

Frau Schulze füllt den Kühlschrank wieder. Ihre Freundin hilft ihr dabei.

"Da sich in meinem Kühlschrank keine einzige Rolle Toilettenpapier befindet", scheint Frau Schulze ein Stein vom Herzen zu fallen, "frage ich mich, warum du mir vorige Woche den Artikel von der ´Süddeutschen Zeitung´ mitgebracht hast. Kein Toilettenpapier im Kühlschrank bedeutet doch, dass die Seuche eigentlich immer noch zu Ende sein müsste. Und was wolltest du mich fragen?"

"Nun nichts mehr", antwortet Frau Meier. "Denn die Seuche ist ja nicht zu Ende."




Freitag, 22. April 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXIX)

21. April 2022

Vor Lachen den Arm gebrochen

Frau Meier hält sich den Bauch vor Lachen. Frau Schulze liest die Schlagzeile. Frau Schulze hält sich den Bauch vor Lachen. 

"Immer, wenn ich schlechte Laune habe, lese ich das", sagt Frau Meier.

"Und du heiterst auch mich damit auf."

"Sogar Umfragen hat es deswegen gegeben."

Frau Schulze, die sich inzwischen ein wenig beruhigt hat, ist deswegen im Mai 2022 sogar von der Forschungsgruppe Gute Laune angerufen worden. 

"Eine nette Frau hat mich gefragt, wie ich mich derzeit fühle. Auf einer Skala von 1 für miserabel bis 10 für überglücklich sollte ich mein Befinden beurteilen. Ich entschied mich für 5. Mir ging es so la la."

Frau Meier wedelt sich mit der "Spiegel"-Schlagzeile Luft zu.

"Dann las mir diese nette Frau diese Überschrift vor."

"Und?"

"Ich bin vor Lachen vom Stuhl gefallen. Im Fallen hörte ich sie fragen: `Und wie geht es Ihnen nun? Von 1 bis 10.`"

"Und?"

"Wenn ich mir nicht den Arm gebrochen hätte, hätte ich mich für 11 entschieden. Politiker und Langzeitfolgen. Wo gibt es denn so was?"

Die zwei Corona-Frauen (XXXX)


Sonntag, 17. April 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXVIII)

T-online, 16. April 2022
Altona 93 wieder deutscher Meister

  
"Ich bin so weit", sagt Frau Meier und bewundert ihr Spiegelbild. "Der Bus kann kommen."

"Ich freue mich auch schon so sehr auf die Meisterschaftsfeier von Altona 93. Die sind nun schon zum sechsten Mal hintereinander deutscher Meister geworden", ist sich Frau Schulze ihrer Schönheit auch ohne Spiegel bewusst.

"Sie werden zwar gleich wieder in der ersten Runde gegen eine portugiesische Mannschaft aus der Champions League ausscheiden, aber was soll´s. Gemachte Fehler hat man eben gemacht."

"Viel anders ist es 2022 aber auch nicht gewesen. Da schieden deutsche Mannschaften zwar nicht gegen portugiesische Mannschaften aus, aber weit kamen sie in der Champions League auch nicht. Nicht einmal vor der Killer-Variante, vor der Karl Lauterbach am 16. April 2022 gewarnt hat."

Frau Meier kann sich immer noch nicht von ihrem Spiegelbild trennen. Dennoch nimmt sie weiterhin geistesgegenwärtig an dem Gespräch mit ihrer Freundin teil. 

"An diesem Tag kündigte unser Bundesgesundheitsminister außerdem für September eine Impfstoff-Variante gegen Omikron an."

"Das hatte allerdings der Premierminister von Portugal schon im Dezember 2021 getan. Er rechnete damals für Mitte April mit diesem Impfstoff und bestellte ihn bereits Ende 2021 vorsorglich."

"Mitte April hatte dann der Mittelstürmer von Altona 93 Geburtstag. Dominik Akyol feierte seinen Geburtstag in Portugal und erfuhr dort von diesem Impfstoff, den er sofort für seine Mannschaft besorgte. Alle wurden geimpft. Jedes Jahr erkrankten immer mehr Mannschaften an der Killer-Variante, während Altona 93 stets gesund blieb. Die Konkurrenz schrumpfte bis auf  wenige Mannschaften. In der Bundesliga war das irgendwann nur noch die eigene zweite Mannschaft, in Europa kamen fast alle aus Portugal."

"Ich glaub, der Bus ist da. Nimm doch den Spiegel mit."

Die zwei Corona-Frauen (XXXIX) 



Sonntag, 10. April 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXVII)

9. April 2022


Die gute Inzidenz

"Eigentlich war das auch eine sehr tolle Zeit", sagt Frau Meier und schaut ihre Freundin herausfordernd an.

Doch Frau Schulze lässt sich nicht herausfordern.

"Das stimmt. Wir haben fast täglich etwas dazu gelernt."

Frau Meier, die an manchen Tagen auf Streit aus ist, verschärft den Ton.

"Das würde mich bei dir wundern. Sehr sogar."

Frau Schulze ist nie auf Streit aus.

"Ich werde es dir beweisen. In deinem Archiv findest du einen Artikel der ´Frankfurter Allgemeinen Zeitung´ vom 9. April 2022. Zu der Zeit sank die Inzidenz wieder. Bis dahin hatten wir gelernt, dass 30 eine Inzidenz ist, die als Warnsignal dient. Bei 50 wurden die Maßnahmen verschärft."

Frau Meier überlegt, ob sie weiter auf Streit aus sein soll. Die Neugier siegt.

"Moment. Das hab ich gleich. Einen Moment noch. Wo? Ach hier."

"Nicht lesen. Gib mir bitte den Artikel."

Frau Schulze genießt den Augenblick. Einen Moment lang fühlt sie sich wie Günther Jauch bei "Wer wird Millionär?" bei der alles entscheidenden Frage.

"Die Frage lautet: Welche Inzidenz hat im April 2022 als gut gegolten? Du hast drei Antwortmöglichkeiten."

"Das klingt fair."

"Die Antwortmöglichkeiten lauten 0, 500 oder 1140?"

"0."

"Falsch. 1140."

Frau Meier ist wieder auf Streit aus.

"Zeig mir sofort den Artikel."

Die zwei Corona-Frauen (XXXVIII)



Donnerstag, 31. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXVI)

29. März 2022

 Zeitungen haben noch einmal Glück

"Das hätte kaum eine Zeitung überlebt", schaut Frau Meier in den grauen Himmel und kündigt für die nächste halbe Stunde Regen an. 

"Was hätte keine Zeitung überlebt?", fragt Frau Schulze. "Ich glaube, es regnet schon früher."

"Wenn dieser Abwärtstrend nicht gestoppt wäre. Zwar gab es damals noch einen Krieg zur Auflagensteigerung. Aber der allein hätte die Zeitungen wohl kaum retten können."

Frau Schulze streckt ihren Arm aus und schaut sich ihre Hand ganz genau an. 

"Ich habe mich doch nicht getäuscht. Der erste Regentropfen."

"Vielleicht ist der Regen eine Metapher?"

Frau Schulze versteht ihre Freundin nicht. Das kommt häufiger vor.

"Ich versuche, es mal ganz einfach zu erklären. Je früher es regnet, desto früher werden wir nass. Je früher die Corona-Pandemie zu Ende gewesen wäre, desto früher hätten die Zeitungen ein Thema verloren, das ihnen zusätzliche Leserinnen und Leser brachte."

"Und was ist mit diesem Krieg im Jahre 2022? Wofür ist der eine Metapher?"

"Je länger der gedauert hätte, desto früher hätten die Zeitungen auf Corona verzichten können."

Die zwei Corona-Frauen (XXXVII)



Freitag, 25. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXV)

"Bild", 22. März 2022

Ein Gespräch über Kopfschmerzen

Frau Meier kramt eine uralte "Bild"-Zeitung" hervor und streicht sie glatt. Sie seufzt. Denn auf Seite 1 der Ausgabe vom 22. März 2022 wird gemeldet, dass Boris Becker wegen Steuerhinterziehung in London vor Gericht steht. 

"Das Leben ist eben kein Tennis", wird sie von Frau Schulze getröstet. "Aber du wolltest mir doch sicher etwas anderes erzählen."

"Stimmt", richtet sich der Blick von Frau Meier auf der Titelseite nach unten. "Corona-Impfung schützt vor Long Covid habe ich bis heute nicht verstanden. Wissenschaftler aus Israel wollen das damals herausgefunden haben."

"Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben damals viel heraus gefunden."

"Stimmt auch wieder", richtet Frau Meier den Blick nun auf Frau Schulze. "Aber schon damals wusste man doch, dass die Impfungen nicht sehr lange vor Corona schützen. Aber vor Long Covid, also vor Kopfschmerzen und Müdigkeit beispielsweise, schützten die Impfungen sehr lange?"

"Ich verstehe das Problem nicht", hält Frau Schulze dem Blick von Frau Meier stand.

"Wenn Impfungen vor Kopfschmerzen und Müdigkeit schützen, wenn man gegen Corona geimpft wird, würden dann Impfungen gegen Kopfschmerzen und Müdigkeit auch vor Corona schützen?"

"Man kann sich doch gar nicht gegen Kopfschmerzen und Müdigkeit impfen lassen."

Frau Meier faltet die "Bild"-Zeitung zu einem Papierflugzeug, das im Papierkorb landet. 

"Doch. Kann man wohl. Man muss sich gegen Corona impfen lassen."

Die zwei Corona-Frauen (XXXVI)

Samstag, 19. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXIV)




Wenn ein Politiker nicht ganz so hübsch ist

 "Und wenn du selbst nicht ganz so hübsch bist", setzt Frau Meier ihre freche Miene auf, die von Frau Schulze erst einmal falsch verstanden wird. 

"Ein Wort noch", springt Frau Schulze auf und greift nach ihrer Handtasche mit den wichtigsten Corona-Utensilien zur Verhinderung einschränkender Maßnahmen wegen ungebührlichen Verhaltens.

"Ich meine doch nicht dich", sagt Frau Meier. "Ich meine den Karl Lauterbach."

Frau Schulze nimmt wieder Platz.

"Ach so. Ganz hübsch ist der wirklich nie gewesen. Aber worauf willst du hinaus?"

"Auf das Infektionsschutzgesetz, das im, ich glaube, es war der Monat März, also 2022 vom Bundestag verabschiedet worden ist."

Frau Schulze erinnert sich.

"Da fiel die Maskenpflicht, weil der Christian Lindner von der FDP das so wollte."

"Und was war der Lindner?"

"Etwas hübscher als der Karl Lauterbach?"

"Genau. Deswegen wollte er auch in der Öffentlichkeit endlich wieder sein Gesicht zeigen."

Frau Schulze denkt nach. Das dauert etwas. Frau Meier liest derweil weitere Zeitungsausschnitte, die inzwischen über 28 Jahre alt sind. 

"Eigentlich habe ich den Lindner nie hübscher gefunden als den Lauterbach. Am hübschesten fand ich immer den Robert Habeck", sagt Frau Schulze schließlich.

Die zwei Corona-Frauen (XXXV) 

Montag, 14. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXIII)

Lauterbach am 13. März 2022 bei Twitter
Schutzlos mit ffp2-Maske?


Geimpfte Gefährder

"Da habe ich mich gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ich nie zugehört hätte. Dann wäre mir wahrscheinlich viel erspart geblieben", sagt Frau Schulze. 

Frau Meier blickt von ihrer Häkelarbeit auf und ermahnt ihre Freundin zu einer klaren Ausdrucksweise.

"Du redest ja schon fast wie der Lauterbach vor vielen Jahren."

"Um den geht es ja. Vielleicht drücke ich es einmal anders aus. Erst hat er alle beschimpft, die nicht gegen Covid-19 geimpft waren, dann beschimpfte er alle, die nicht gegen Omikron geimpft waren."

Frau Meier fällt die Häkelnadel herunter. Sie bückt sich nach ihr. Das dauert. Frau Schulze nutzt die Zeit für eine kurze Erläuterung. 

"Ich denke jetzt mal wie Karl Lauterbach."

"Um Himmels willen", antwortet Frau Meier und spürt etwas an ihren Fingerspitzen, das sich anfühlt wie eine Häkelnadel. 

"Nun drückst du dich unklar aus."

"Aber nicht lange. Erst hat dieser Lauterbach die Nichtgeimpften zu verantwortungslosen Zeitgenossen erklärt, dann die Geimpften. Die sollen ab März 2022 unvorsichtig geworden sein und haben so Nichtgeimpfte angesteckt."

Frau Schulze fühlt sich bestätigt und findet deshalb klarere Wort denn je zuvor.

"Der hatte sie doch nicht mehr alle. Erstens war im März 2022 noch niemand gegen Omikron geimpft. Zweitens waren alle gegen Covid-19 Geimpften erst nicht ansteckend, dann etwas ansteckend und schließlich so ansteckend wie alle anderen. Sie wurden angeblich nur nicht so krank. Drittens war Omikron angeblich harmloser als Covid-19, dann doch nicht. Ich wiederhole hier nur, was der Lauterbach im Laufe der Zeit so alles behauptet hat. Und wann änderte er jeweils seine Meinung? Wenn man dachte, er hätte nun eine."

Frau Meier spürt nichts mehr an ihren Fingerspitzen.

"Da", sagt Frau Schulze. "Da liegt die Häkelnadel. Sei das nächste Mal weniger unvorsichtig."

"Ich kann mich ja gegen die Häkelnadelfallsucht impfen lassen", antwortet Frau Meier. 

"Tolle Idee. Dann könnte ich dir vorwerfen, dass du wegen der Impfung die Nadeln nur noch fallen lässt, um mich zu gefährden."

Die zwei Corona-Frauen (XXXIV)

Dienstag, 8. März 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXII)

8. März 2022


Die verhängnisvolle Kontaktbeschränkung

"Das war auch so ein Ei", sagt Frau Meier und lässt sich ein solches schmecken. 

"Genau nach meinen Vorgaben gekocht", lobt sie Frau Schulze, die ihr am Frühstückstisch gegenübersitzt. 

"Ich weiß doch, wie sauer du werden kannst, wenn man sich nicht an deine Anweisungen hält", antwortet Frau Schulze. "Was meinst du denn mit auch so ein Ei?"

"Eine Anweisung, die ich vom Gesundheitsamt bekommen habe, als ich noch Vorsitzende eines Vereins war, der genau 40 Mitglieder hatte."

Frau Schulze mag keine Eier und isst deshalb gleich ein Brötchen mit Leberwurst. Sie schluckt den leckeren Bissen hinunter, bevor sie die nächste Frage stellt.

"Was für ein Verein und was für eine Anweisung?"

Frau Meier löffelt die Eierschale sauber. 

"Was für ein Verein ist unwichtig. Wichtig ist die Anweisung und die Folgen. Damals hatte sich unser Bundesgesundheitsminister wieder einmal neue Kontaktbeschränkungen einfallen lassen. Deshalb bat ich das Gesundheitsamt der Klarheit wegen um eine längerfristige Genehmigung für unsere Mitgliederversammlungen."

"Klingt doch vernünftig."

Frau Meier greift in den Brötchenkorb.

"War es auch. Doch mir unterlief ein verheerender Fehler. Ich schlug vor, dass immer die Hälfte der Mitglieder anwesend sein darf, während die andere Hälfte vor dem Vereinsheim eine raucht. Alle halbe Stunde sollte gewechselt werden."

"Stark. Tolle Idee. Und das wurde genehmigt?"

"Leider. Nur der Kiosk an der Ecke freute sich, weil der Zigarettenumsatz stieg. Denn in unserem Verein gab es bis dahin gar keine Raucherinnen und Raucher."

Frau Schulze legt ihre Hand auf den Mund und reagiert mit einem "Au weia. Die Anweisung galt doch nur für Raucherinnen und Raucher."

"So habe ich das auch verstanden. Das Gesundheitsamt gefragt habe ich lieber nicht. Dem Verein und mir zuliebe gewöhnten sich alle das Rauchen an. Corona gab es in unserem Verein auch nicht.  Aber Tote waren trotzdem zu beklagen."

"Ich ahne, warum."

"Drei Mitglieder starben an Lungenkrebs."

Die zwei Corona-Frauen (XXXIII)




Freitag, 25. Februar 2022

Zwei Corona-Frauen (XXXI)

Scrabbel mit G ist nichts für Frau Schulze

Frau Schulze betrachtet ihre Buchstabensteine und runzelt die Stirn.

"A, S, T, F, O sind ja ganz in Ordnung. Daraus könnte ich Fast machen oder, wenn du anfängst und Rabe legst, wäre mir Frost möglich. Aber das G stört mich."

"Wegen der Corona-Regeln?"

"Nicht nur. Mit G habe ich noch ganz andere Reinfälle erlebt."

Frau Meier schiebt ihre Buchstabensteine hin und her, doch das Wort "Rabe" kann sie gar nicht bilden.

"Rabe kann ich gar nicht. Höchstens Amsel."

"Auch nicht schlecht. Dann lege ich Mast."

"Gast dagegen würde dir nicht gefallen?"

"Wenn ich es recht bedenke...Dann wäre ich das G los."

"Bevor wir anfangen. Sag endlich. Was ist mit dem G?"

"Ein Geimpfter, Genesener und Getesteter hat kürzlich mal bei mir den G-Punkt gesucht. Das ist ihm nicht gelungen, also haben wir eine geraucht und haben dann geschlafen. Am nächsten Morgen hat er mich nicht einmal geweckt, obwohl ich ihn darum gebeten hatte. Er ist einfach so gegangen."

Die zwei Corona-Frauen (XXXII)


Sonntag, 20. Februar 2022

2 Corona-Frauen (XXX)

Riesen-Stadion für Freiburg

"Sekündchen", sagt Frau Meier und blättert in ihrem Ordner "Maßnahmen der Bundesregierung, an die sich die meisten Bundesländer nie gehalten haben". "Ich hab´s gleich. Du wolltest doch wissen, wann der SC Freiburg von der Bundesregierung Geld für den Bau eines größeren Stadions gefordert hat. Richtig?"

"Richtig", antwortet Frau Schulze. "Am 4. März 2022 war ja sogar noch die Champions League in Reichweite der Streich-Jungs. Die Mannschaft musste nach Leipzig. Und die Karten für das nächste Heimspiel gingen weg wie die warmen Semmeln. Erlaubt war eine Auslastung des Europa-Parks von 75 Prozent. Das waren schon einmal knapp 27 000 Karten. Und dann kamen noch die maximal 25 000 Zuschauer dazu."

"Ich kann mich da nur wiederholen. Das Und war nicht als Plus gemeint. Also nicht maximal 75 Prozent Auslastung plus maximal 25 000 Zuschauer, sondern und. Und. Verstehst du?"

"Nö. Ich fand die Forderung des SC Freiburg nach einem größeren Stadion damals durchaus berechtigt. Die Forderung nach einem Stadion mit 52 000 Zuschauern ging mir allerdings nicht weit genug, denn an Zuschauerinnen hatte die Bundesregieung in ihrem Maßnahmenkatalog noch gar nicht gedacht."

Die zwei Corona-Frauen (XXXI) 


 

Donnerstag, 17. Februar 2022

2 Corona-Frauen (XXIX)

Wer gesund ist, bestimmt der Karl.
16. Februar 2022

Nicht einmal eine unglückliche Liebe

 "Das ist ja so gesund", jauchzt Frau Meier und nimmt die Füße von den Pedalen. "Und dieser Fahrtwind macht mich so lebendig."

Frau Schulze, die ihrer Freundin auf dem Rad kaum noch folgen kann, nimmt die Füße nicht von den Pedalen.

"Dem Robert-Koch-Institut hilft seit Februar 2022 aber nicht einmal mehr Radeln bei der Gesundung."

In den Bäumen singt die Lerche und nicht die Nachtigall, die Verkünderin des Tages also und nicht der Nacht. 

"Aus dem Lothar und dem Karl ist eben nie so etwas wie Romeo und Julia geworden."

"Stimmt", sagt Frau Schulze und genießt den Fahrtwind auch mit den Füßen auf den Pedalen. "Nicht einmal zu einer unglücklichen Liebe hat es bei den beiden gereicht. Karl hat einfach gesagt, der Lothar Wieler und sein Team werden nie wieder gesund. Weg war die Kompetenz für den Genesenenstatus. Und Karl wurde nie wieder krank."

Die zwei Corona-Frauen (XXX)

Donnerstag, 10. Februar 2022

2 Corona-Frauen (XXVIII)

Karl Lauterbach und die Ampel von Frau Schulze

 "Reicht es nicht, dass du mir schon gestern dermaßen auf die Nerven gegangen bist mit deiner angeblich immer noch existierenden Verpflichtung, bei Rot an einer Ampel stehen zu bleiben? Hast du immer noch nicht begriffen, dass es kaum noch Autos gibt, die uns überfahren könnten und dass der letzte Polizist vor einem Jahr in Pension gegangen ist?", schimpft Frau Meier. 

"Neiiiienn", ruft Frau Schulze ihrer Freundin zu, die bereits die andere Straßenseite erreicht hat. "Ich gefalle mir derzeit in der Rolle von Karl Lauterbach im Februar 2022."

Die Ampel springt auf Grün, Frau Schulze springt von Streifen zu Streifen.

"Der hat den Februar 2022 an einer Ampel verbracht?" 

"Neiiiieenn. In einer Ampel. Aber nicht nur der Ampel ging er mit der Impfpflicht auf die Nerven. Und dann meinte er sogar noch, dass es nicht reiche, den anderen auf die Nerven zu gehen. Obwohl alle bereits Geimpften  nach einer dreifachen Impfung nur noch drei Monate gesund waren, wollte er nun unbedingt, dass auch alle noch nicht Geimpften nach drei Monaten krank werden."

Frau Meier sieht die Ampel nun mit ganz anderen Augen, merkt aber trotzdem an: "Ich weiß nicht, ob du das damals so richtig verstanden hast."

Die zwei Corona-Frauen (XXIX)

Sonntag, 6. Februar 2022

2 Corona-Frauen (XXVII)

NDR, 5. Februar 2022


Genesen in Osnabrück

Frau Meier: "Darüber hat sich damals einer meiner Nachbarn sehr geärgert. Der war nämlich Kleptomane."

Frau Schulze: "Einer meiner Nachbarn auch. Der war eine Schnapsdrossel."

Worüber die beiden Freundinnen im Jahre 2050 noch einmal diskutieren? Die Antwort: Über einen Beschluss des Verwaltungsgerichtes Osnabrück aus dem Jahre 2022. Das Gericht hielt damals die Verkürzung des Genesenenstatus für verfassungswidrig. 

Frau Meier: "Passte meinem Nachbarn überhaupt nicht in den Kram. Wenn er wieder einmal etwas geklaut hatte, galt er als krank, denn Kleptomanie war ja eine Krankheit. Als Kranker wurde er von den Gerichten natürlich milder behandelt als ein gesunder Dieb. Nach jedem Diebstahl von einem Gutachter wieder für krank erklärt zu werden, war also gut für ihn."

Frau Schulze: "Mein Nachbar wollte sogar nach Osnabrück torkeln, um zu beweisen, dass er immer noch alkoholkrank war."

Die 2 Corona-Frauen (XXVIII)

Freitag, 4. Februar 2022

2 Corona-Frauen (XXVI)

Österreichischer Rundfunk, 1. Februar 22

Corona verursacht Rückenschmerzen

Frau Schulze macht sich im Gras so lang wie möglich. Das ist gut gegen die Rückenschmerzen, von denen sie seit 2022 hin und wieder geplagt wird. Ihr Arzt hat diese Schmerzen seinerzeit auf psychische Probleme zurückgeführt: "Sie sollten sich nicht so oft mit Corona beschäftigen."

Während sich in Deutschland die Politik noch über eine Impfpflicht stritt, wusste niemand mehr, um welches Virus es eigentlich ging. Bei ihrem jüngsten Impftermin hatte sie bereits eine Spritze in den linken und eine Spritze in den rechten Arm bekommen. Gegen die beiden BA´s, hieß es. Das seien Omikron-Untervarianten, dafür müsse sie schon bald keine Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19, Delta und Omikron mehr bekommen. Danach tat ihr der Rücken zum ersten Mal weh. 

"Siehst du nun ein, dass dein Arzt damals recht hatte?", bückte sich Frau Meier völlig schmerzfrei nach einer Butterblume. "Ich habe bei den Impfterminen beide Arme frei gemacht. Als ich auch noch meine Beine entblößen sollte, fragte ich auch nicht lange."

"Ich hätte dich eben früher kennenlernen sollen", machte sich Frau Schulze noch länger. "Ich dachte einfach zu viel nach. So konnte ich mir zum Beispiel auch nicht erklären, wie man auf der Basis falscher Statistiken sagen konnte, dass sie etwas verdoppelt hatte. Doppelt falsch ist richtig ging mir nicht in den Kopf."

"Und jetzt denkst du darüber nach, worüber du nachgedacht hast. Hör damit auf."

Die zwei Corona-Frauen (XXVII)

Dienstag, 1. Februar 2022

2 Corona-Frauen (XXV)

Programm am 1. Februar 2050

Unterhaltung trotz minus1-Regel

Frau Schulze hat sich schick gemacht, auch eine Flasche Wein bringt sie mit. Um 9 Uhr morgens ist sie aufgebrochen, hat so viele Haken wie möglich geschlagen, um ungesehen in die Wohnung von Frau Meier zu gelangen. Denn seit dem 1. Februar gilt die minus1-Regel, die besagt, dass man sich eigentlich nicht einmal mehr mit sich selbst treffen darf. 

Doch heute ist ein besonderer Tag. Denn der Lauterbach-Sender EsWirdImmerSchlimmer (EWIS) plant für den Abend eine kurzweilige Zerstreuung für die Übriggebliebenen. Moderator ist Markus Lanz, der das Publikum in einem Podcast mit dem Philosophen Richard David Precht auf diesen aufregenden Abend vorbereitet hat. Philosoph und Moderator waren sich einig: "Wenn sich die Menschen Unterhaltung wünschen, können wir ihnen das nicht immer verübeln, wir müssen sie manchmal, wenn auch selten, unterhalten."

In fünf Minuten soll es losgehen. Das Programm kennt Frau Meier bereits auswendig. 

"Um 20 Uhr zeigt EWIS eine Talkshow mit dem Virologen Christian Drosten, der vor genau 30 Jahren gesagt hat, dass es sich bei Corona nur um eine normale Grippe handelt. Danach wird der Film ´Irren ist männlich´ gezeigt. Anschließend sagt Karl Lauterbach seine Meinung zu diesem Film. Er soll nicht sehr begeistert sein. Wofür der Philosoph Richard David Precht Verständnis äußern wird. Denn irren könne auch weiblich sein. Das Programm endet  um 23.55 Uhr mit ´Freude, schöner Coronafunken`."

"Also mit Ode an Karl Lauterbach."

"Du sagst es. Ich finde das prechtig."

"Prechtig von Precht?"

Die zwei Corona-Frauen (XXVI)


Sonntag, 30. Januar 2022

2 Corona-Frauen (XXIV)

"Die Zeit", 30. Januar 2022

Impfstation in Flammen

Das linke Bein von Frau Schulze ist bandagiert. Frau Meier geht ihrer Freundin entgegen, damit sie nicht so weit laufen muss.

"Wie ist das denn passiert?", stützt sie ihre Freundin, während das autonome Fahrzeug "Super-Kissen" der öffentlichen Verkehrsbetriebe über ihren Köpfen schwebt. Wie fast immer ohne schwebende Fahrgäste, aber immer noch mit dem Spruch "Impfen hilft".

"Ich bin gestern beim Einkaufen gestürzt. Fast hätte ich die letzte Rolle Toilettenpapier noch erwischt."

"Ist es schon wieder soweit? Wird Toilettenpapier wieder knapp? Hast du mir nicht einmal erzählt, dass du schon einmal gestürzt bist, weil etwas knapp war?"

Für einen Moment vergisst Frau Schulze ihr verletztes Bein.

"Ja. Aber da ging es um die Zeit. Die war 2022 ja knapp geworden, als die Union mit ihrem Vorschlag, die Impfpflicht für 24 Stunden einzuführen, weil Omikron nicht so gefährlich sei wie Covid-19 und Delta, vorübergehend erfolgreich war."

"Stimmt. Da glühten in der Impfstation, die es auch in unserem Haus gab, die Impfnadeln, bis das Erdgeschoss in Flammen stand. Ich fühlte mich an Schillers ´Glocke´erinnert. Alles rennet, rettet, flüchtet. Taghell ist die Nacht gelichtet."

Frau Schulze nickt. 

"Unsere brannte schon, als ich kam. Auf der Flucht vor den Flammen bin ich hingefallen."

Die zwei Corona-Frauen (XXV)




Samstag, 29. Januar 2022

2 Corona-Frauen (XXIII)

www.coronarchiv.de, 27. Januar 2022

28 Jahre später immer noch im Netz


 "Das stimmt wirklich", schaut Frau Meier auf ihren Digi-Viewer. "Was einmal im Netz gestanden hat, bleibt dort für immer."

"Was meinst du denn genau?", lehnt sich Frau Schulze immer noch gegen die Digitalisierung auf. "Du weißt ja, dass ich mir nie einen Computer angeschafft habe. Auch ein Digi-Viewer kommt mir nicht in die Wohnung. Alle Medien auf einen Blick, Traumreisen ohne Koffer packen, virtuelle Welten nach Wunsch, alles nichts für mich. Was ist also nun wieder los?"

"Das Gespräch, das wir am 25. Januar 2022 über eine Studie aus Göttingen geführt haben, kann man immer noch lesen oder sich vorlesen lassen."

"Zeig mal. Tatsächlich. Kannst du das irgendwo verlinken?"

"Verlinkt."

Wortmeldung aus dem Schwarzwald.
29. Januar 2022




Die zwei Corona-Frauen (XXIV)

Dienstag, 25. Januar 2022

2 Corona-Frauen (XXII)

 

Veröffentlicht am 26. 1. 2022 bei
Facebook. Studie aus Göttingen.
Infiziert in Göttingen

"Wusstest du eigentlich schon, wie schön die Innenstadt von Göttingen vor 30 Jahren gewesen ist?", kitzelt Frau Meier Frau Schulze mit einem Grashalm, denn Alter schützt vor dem Ausrupfen nicht. 

"Göttingen? War ich nie. Habe ich da etwas versäumt?"

"Und ob. Eine Studie über FFP2-Masken. Das Ergebnis lautete..."

"Das Ansteckungsrisiko sinkt."

Frau Meier streifte mit dem Grashalm die Nase von Frau Schulze. Frau Schulze musste niesen. Sie trug nämlich keine FFP2-Maske. 

"...und zwar deutlich."

"Wie deutlich?"

"Auf 0,1 Prozent. Wenn sich ein Infizierter und ein nicht Infizierter 20 Minuten unterhalten und nur einen geringen Abstand halten."

"Und wie will man das festgestellt haben?"

Frau Meier ließ den Grashalm sinken.

"Ganz einfach. Die Forscher begaben sich in die Innenstadt von Göttingen und besorgten sich aus der Westfalen-Apotheke Schnelltests. Mit denen sie die Passanten testeten. So fischten sie einen Infizierten und einen nicht Infizierten aus der Menge."

"Verstanden. Und dann?"

"Brachte man den Infizierten nach Esebeck. Dieser Stadtteil ist 10 Kilometer von der Innenstadt entfernt. Der nicht Infizierte startete vor dem Alten Rathaus. Als die beiden je einen Kilometer zurückgelegt hatten, wurden sie getestet. Der nicht Infizierte hatte sich noch nicht infiziert."

"Und die beiden trugen FFP2-Masken?"

"Hätte ich beinahe vergessen. Natürlich trugen sie FFP2-Masken."

"Die Tests wurden nun nach jedem Kilometer wiederholt. Ob nun in Elliehausen oder in der Weststadt, auch als die Entfernung der beiden nur noch zwei Kilometer betrug, blieb der nicht Infizierte gesund."

"Und wie haben sich die beiden unterhalten?"

"Unterhalten kann man das noch nicht nennen. Die beiden haben von den Forschern vorformulierte Sätze gesprochen."

"Die jedes Mal 20 Minuten in Anspruch nahmen?"

Frau Meier lobte die rasche Auffassungsgabe ihrer Freundin, um gewisse Ermüdungserscheinungen bei Frau Schulze zu bekämpfen.

"Als die beiden in Sichtweite zueinander standen, durfte jeder von beiden nur noch pro Test einen Meter zurücklegen. Auch als die beiden dicht voreinander standen, steckte der Infizierte den nicht Infizierten nicht an."

"Mir kommt da ein wahnsinniger Einfall", war Frau Schulze plötzlich wieder putzmunter.

"Sag an."

"Der Test wurde 1 000 Mal wiederholt, beim 1 000. Mal kam es zu einer Ansteckung. Denn 0,1 Prozent bedeutet ja 1 von 1 000. Oder auch 1 Promille genannt."

Diese Antwort erzürnte Frau Meier.

"Du kanntest die Studie schon. Und lässt mich hier stundenlang erzählen."

"Nun sei doch nicht sauer. Es fehlen ja noch die Ergebnisse für schlecht sitzende FFP2-Maske und gut angepasste OP-Maske." 





Montag, 24. Januar 2022

2 Corona-Frauen (XXI)

Schon eine Hängebrust?

Unser aller Körper und Annes Bleistifttest

 "Meine Nachbarin Anne Will will sich bei Karl Lauterbach beschweren wegen einer Äußerung des damaligen Bundeskanzlers Olaf Scholz, die sie am 23. Januar 2022 dem Fernsehpublikum vorgespielt hat", rückte Frau Meier für Frau Schulze den Fernsehsessel zurecht. 

"Anne Will gehört zu deinen Nachbarinnen?", fragte Frau Schulze nicht ohne einen gewissen Anflug von Neid in der Stimme. "Die hat doch damals so was gemacht, was man früher Talkshow nannte."

"Stimmt",  antwortete Frau Meier und griff zur multifunktionalen Fernsteuerung mit integrierter Wiedergabetaste für Sendungen aus dem Archiv der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ab 1990. "Ich gebe jetzt das Datum und die Uhrzeit ein."

Und schon stand Olaf Scholz hinter dem Rednerpult des Deutschen Bundestages und sagte: "Es geht um unser aller Körper, den wir alle haben."

Frau Schulze blickte an sich herab und stellte fest, dass ihr Körper im Jahre 2022 wesentlich besser ausgesehen hat als jetzt und teilte das ihrer Freundin mit. 

"Bei meiner Nachbarin Anne Will ist das genauso. Den Bleistifttest besteht sie auch schon seit über 20 Jahren nicht mehr."

"Bleistifttest? Bleistifte gibt es doch gar nicht mehr."

"Wenn meine Nachbarin ein Messer unter ihre Brüste klemmt, fällt das auch nicht mehr herunter. Nun zufrieden?"

"Ja. Messer gibt es ja noch. Und was hat Karl Lauterbach damit zu tun?"

"Der soll meiner Nachbarin Anne Will erklären, warum sich unser aller Körper bei uns allen dermaßen verändert hat. Und das nicht zum Guten. Hat Olaf Scholz doch nicht gut genug auf unser aller Körper geachtet?"

Die zwei Corona-Frauen (XXII)




Donnerstag, 20. Januar 2022

2 Corona-Frauen (XX)

Süddeutsche Zeitung, 16. Januar 2022

Falsche Zahlen im Haushaltsbuch-eine Gefahr für die Freundschaft?


 "Da musst du dich verrechnet haben", braust Frau Schulze auf. "Diese Eintragung in unser gemeinsames Haushaltsbuch kann ich nicht akzeptieren. Du willst mich über den Tisch ziehen."

Frau Meier versucht gar nicht erst, sich heraus zu reden. Dass sie den Preis für einen Liter Milch auch anteilig bei dem von ihr selbst gebackenen Kuchen in Rechnung gestellt hat, findet sie völlig in Ordnung. 

"Das habe ich schon so gemacht, als wir uns noch gar nicht kannten", sagt sie. "Mein Mann, der im Januar 2022 bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, wurde damals schließlich vom Gesundheitsamt auch anteilig bei den Corona-Toten mitgezählt."

"Das war doch etwas völlig anderes. Dein Mann gehörte zu den Ungeimpften. Wäre er geimpft worden, hätte er genau an dem Tag, an dem er verunglückte, seine erste Spritze bekommen. Und zur Impfstation wäre er zu Fuß gegangen. Die gab es doch auch in eurer Nähe. Er würde also immer noch leben. Hätte er sich vor Corona geschützt, wäre er auch vor dem Unfalltod geschützt gewesen."

"Du stellst Zusammenhänge her...Aber eins muss ich doch mal klar stellen."

"Und das wäre?"

"Mein Mann wurde damals 1 : 10 in die Corona-Statistik übernommen, der Anteil der Milchkosten an den Gesamtkosten des Kuchen dagegen beträgt nur 1 : 1000."

Frau Schulze bemüht noch einmal ihren Taschenrechner. 

"1000 durch 10 ist 100. Ein Liter Milch hat gestern 200 Cent gekostet. 200 Cent durch 100 sind 2 Cent. Tut mir leid, irgendwas stimmt hier nicht. Das Beste wird es sein, wir vergessen die Sache."

Die zwei Corona-Frauen (XXI)